Sling-Training ist einer dieser neuen, ultimativen Modebegriffe aus dem Sporttrainingsbereich. Als Fitness-Fan reibt man sich verdutzt die Augen: Wie konnte man ohne dieses sagenhaft gute und einfache Training überhaupt je einen Trainingserfolg erzielen? 

Im Ernst: Wie immer, wenn es um Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination geht, ist nicht das Prinzip neu, sondern vor allem die Verpackung. Sling-Training hat eine gewisse Tradition, ist nichts für Einsteiger und auch nicht geeignet, um in den eigenen vier Wänden nach Videoanleitung ambitionierte Trainingsprogramme zu starten. Für den geübten und angeleiteten Sportler ist das Schlingentraining aber in der Tat ein echtes Goody im Training und auf jeden Fall eine genauere Betrachtung wert. 

Was also ist Sling-training, wie geht es und was kann es? 

Das Schlingentraining (auch bekannt als Suspension Training oder eben Sling-Training) trainiert vor allem Bauch-, Rücken- und Gesäßmuskulatur. Gearbeitet wird nicht  mit Gewichten oder Geräten, der eigene Körper ist der Trainingswiderstand.  Arme oder Beine stecken in einem von der Decke oder der Wand hängenden Schlingensystem (dem Slingtrainer). Nun versucht man sich in dieser instabilen Lage in Liegestützen, Kniebeugen oder dem Rudertraining.  Das sieht, soviel wird verraten, anfangs nicht sonderlich elegant aus. Im Laufe der Zeit und der Fortschritte erlebt der Trainierende aber ein neues Körpergefühl und ein deutlich verbesserte Körperbalance.

Peter Geukes verantwortet als sportlicher Leiter in Münsters Fitness-Institution, dem ProVital Gesundheitszentrum, die Trainingsangebote. Der Diplom Sportlehrer kennt das Sling-Training und kann einiges dazu sagen: „Sling-Training in der Basisversion kennt jeder ältere Sportler. Bereits beim Trimm-Dich-Pfad aus den 70er Jahren waren der Einsatz des eigenen Körpergewichts als Trainingswiderstand und das Arbeiten mit Seilen ganz typisch. Von daher ist Sling-Training nichts substanziell Neues. Auch im Reha-Bereich wird das Schlingentraining schon seit vielen Jahren angewandt. In der Physiotherapie hat es sich einen Namen gemacht, wenn z.B. verkümmerte Muskeln nach Verletzungen wieder trainiert werden sollen.“

Funktionelles Training als Oberbegriff

Übungen mit dem eigenen Körpergewicht und die Fokussierung auf die sehr kleinen, gelenknahen Muskelgruppen liegen im Trend. Richtig ausgeführt, erfüllt Sling-Training gleich mehrere Anforderungen an ein modernes und gesundheitsorientiertes Fitness-Training. „Theraband-Training, TRX-Training, Übungen mit dem Gymnastikball, EMS-Training, Cross-Training, Funktionelles Krafttraining ganz allgemein und vieles mehr ergänzen das klassische Geräte- bzw. Hanteltraining immer weiter und setzen neue Schwerpunkte,“ ordnet Geukes das Sling-Training ein. „Als Oberbegriff kann man hier den Begriff des funktionellen Trainings verwenden.“ 

Der Anspruch, Fitness und Funktionalität miteinander zu verbinden,  wird von immer mehr Menschen geteilt. Entsprechend  vielfältig sind die Ansprüche und Möglichkeiten, gesunde Kraftziele zu erreichen.  

Krafttraining ist mittlerweile so selbstverständlich wie Herz-Kreislauf-Training. Der Erhalt der Alltagsmobilität gilt als eine der wichtigsten Antriebsfedern für dieses Training. 

Die Macher vom Gesundheitszentrum am Kreisel haben für ihre Mitglieder entsprechende Möglichkeiten geschaffen. „Als Anfang des Jahres die neuen Geräte kamen und die Trainingsflächen neu gestaltet wurden, haben wir unser Angebot für die Freunde dieser Trainingsformen noch einmal massiv ausgebaut. Mit Türmen, Seilzügen, Kleingeräten und Matten hat das  Sling-Training seitdem im ProVital einen eigenen Trainings-Bereich, der sehr gut ankommt.“

Nichts für Anfänger

Dass beim Schlingentraining oft so getan wird, als könne jeder Anfänger die Übungen durchführen, missfällt dem Trainings-Experten. „Das Training hat es in sich, ist anspruchsvoll und nicht ohne Risiken. Denn das eigene Körpergewicht kann je nach trainierter Muskelgruppe, dem Trainingszustand oder schlicht dem eigenen Körpergewicht überfordern. Ohne eine gewisse Grundkraft drohen z.B. Fehlhaltungen bei der Ausführung. Diese werden durch die Wiederholung  immer weiter verstärkt. Am Ende hat man Gegenteil vom Ziel erreicht. Von daher ist Sling-Trainings kein Anfänger-Training, sondern eher eine ergänzende Trainingsform für den bereits aktiven (Kraft)sportler.“

Bei richtiger Anleitung, vernünftiger Trainingsplanung und korrekter Ausführung bieten die Übungen respektable Vorzüge. Vergleiche zwischen verschiedenen Trainingsformen und Übungsausführungen zeigen, dass Sling-Training gegenüber anderen Trainingsformen (Geräte- oder Hanteltraining) gleichwertig oder sogar überlegen ist. Das Schlingentraining bietet einen starken Trainingsreiz, weil viele Muskelgruppen angesprochen werden. Es verbessert zudem die Koordination und macht evtl. vorhandene muskuläre Dysbalancen deutlich. Richtig abhängen unter fachkundiger Anleitung, darin sind sich die Fachleute einig, erzielt erhebliche positive Effekte.